Duality

Nikes erwachen - Duality

Mit der Doppelausstellung ‘Duality’ bieten die zwei Nürnberger Meisterschüler Johannes Felder und Chang Hee Nam Einblick in ihr malerisches Schaffen. Wie der Titel schon verrät, geht es dabei um das unvereinbare Nebeneinander verschiedener Positionen. Gemeinsam ist den Arbeiten jedoch die ausschließliche Auseinandersetzung mit dem Menschen, die sich meist in Portraits oder Akten vollzieht.

Beim bayrischstämmigen Johannes Felder stehen vor allem zwei Personen im Mittelpunkt seiner Portraits. Einerseits der Märchenkönig Ludwig II., andererseits der Künstler selbst. Manche der Bilder muten fast wie repräsentative Monarchendarstellungen an, bis der Blick schließlich auf ein irritierendes Detail fällt: einmal ist der Degen, auf den sich der Regent stütz unten gebogen wie ein Korkenzieher, einem anderen wächst eine Art Gehirn aus der engen Strumpfhose. Am stärksten wird das hintersinnige Anliegen der Werke dann spürbar, wenn auf einigen Bildern diese beiden Figuren ununterscheidbar ineinander verschwimmen. Dann wird deutlich, dass es hierbei nicht um den Menschen geht, sondern um die (Selbst-) Inszenierung und Pose. So spielt der Maler gekonnt und ironisch mit den Mitteln der Idealisierung und Überhöhung. Dabei wirft er nicht zuletzt die Frage auf, inwieweit ein Bild überhaupt in der Lage sein kann oder darf, Zeugnis über Authentizität abzulegen.

Der südkoreanische Chang Hee Nam hingegen legt sein Augenmerk vor allem auf Menschen, denen die Möglichkeit zur Verstellung genommen ist. Akte, die sich hinter nichts verstecken können, als hinter ihrer bloßen Haut, Sportlerinnen bei der Preisverleihung, wenn die Emotionen ankämpfen gegen den Zwang, Haltung zu bewahren und Gewichtheberinnen im Moment der größten Anstrengung. Gerade bei diesen verzerrten und konzentrierten Gesichtern wird jenes Verlangen deutlich, welches die Sportlerinnen antreibt, sich selbst und die eigenen Grenzen zu überwinden. So wird dieser Moment der absoluten Selbstvergessenheit zum Übergangsraum für ein Ziel, das auch Ludwig den Zweiten getrieben haben mag: das Streben nach einem das Ich überragende Ideal. Der oft pastose und energische Farbauftrag der Portraits steht in krassem Kontrast zu dem dünnen Reispapier, auf das sie gemalt sind.

Nachbetrachtung von Raphael Schicktanz:

Was passiert, wenn Kunst auf Kunstliebende und Kunstschaffende trifft?

Dann funkt es. Gleich einer chemischen Reaktion oder einem physikalischen Zusammenstoß. Wenn derartige Pole aufeinander zurauschen, dann tun sie es den Liebenden gleich: Sie verschmelzen, werden eins, bedingen sich gegenseitig und je länger der Betrachter auf die Kunst blickt, umso mehr wird er selbst Teil dieser Kunst.

…und so ereignete es sich, dass der wiedergeborene König Ludwig als Liebender, Schaffender und Betrachtender selbst Teil seiner Kunst und Ausdruck seiner Gemälde wurde.

Johannes Felder und ChangHee Nam hatten bei ars24 in München am 05.11.2010 zu einer Vernissage unter dem Titel „Duality“ geladen, um Werke ihres Schaffens zwischen Grotesk und Ungewöhnlich dem verlangenden Auge des Betrachters freizugeben. Aber nicht nur für den Hunger des Auges, sondern auch für den von Magen und Leber wurde reichlich gesorgt und so mischten sich starker Wein und schüchterne Kanapees unter das schöngeistige Treiben.

Nicht, dass man sich die Kunst hätte schön trinken müssen, nein, vielmehr durchströmte die ästhetischen Hallen ein fröhlicher Dunst von Heiterkeit, Lebensfreude und Kunstliebe, sodass alle Anwesenden in einer unstillbaren Gier nach dem Leben sich von der schöne Muße hinreißen ließen, sich dem künstlerischen Genuss hingaben und im Freudentaumel den König priesen:

Er schenkt uns Frieden, Glück auf Erden,
er gibt uns Wein, bis dass wir sterben,
er liebt die Kunst, er liebt das Leben,
so ist der König nun mal eben.

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